Telefunken digitale 201

Installation / modifizierte Radiowecker / 234 x 155 x 17 cm / 2016

Anstelle der Uhrzeit ist auf dem Klappzahlenmechanismus der Telefunken Radiowecker, die in den 1970-ern mit einer analogen Uhrzeit-Anzeige (Flipclock) gefertigt wurden, ein Hürdenlauf-Loop zu sehen. Mit cirka acht Flipplättchen pro Sekunde wird ein „Film“ in Zeitlupe erzeugt.

Das Found-Footage Material stammt aus einem Youtube Video, in dem ein Hürdenlauf mit einer mobilen, in Laufhöhe positionierten Kamera aufgenommen wurde. Daraus wurde ein Film-Loop konstruiert und negativ auf hauchdünne Folien in schwarz-weiß kopiert. Die dabei entstandenen 60 Frames wurden auf die Flipplättchen übertragen.

Diese Arbeit verbindet in ihrer Art die beiden Komponenten der Time and Motion Studies, die als eine Kombination aus Frederick W. Taylors Zeitstudien und Frank & Lillian Gilbreths Bewegungsstudien um 1910 entstanden. Dabei wurden alltägliche Arbeitsabläufe, wie die Tätigkeit eines Maurers oder Verrichtungen im Haushalt, mit einer kalibriert laufenden Uhr in Blickrichtung der Kamera aufgenommen. Ziel dieser Aufnahmen war es, eine Standardzeit festzulegen, indem die Zeitersparnis durch die „einzig richtige Arbeitsbewegung“ und den „einzig richtigen standardisierten Arbeitsablauf“ visualisiert wurde.

Übertragen auf die aktuelle Zeit manifestiert sich diese Entwicklung in den Idealen des neoliberalen Diktums: Ständige Abruf- bzw. Einsatzbereitschaft sowie die Forderung nach maximaler Leistung bei fortwährender Selbstoptimierung des Individuums.